Geschichtlicher Überblick |
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Stadtkirche |
Der Stadtplan, der vermutlich den Stand des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wiedergibt, zeigt eine weit auseinandergezogene Stadt, die sich in ihren späten Ausläufern um den Schlossberg herumschwingt. Er zeigt auch, dass die Stadt an einer wichtigen Überlandstraße lag. Nach Westen hieß sie einmal "Komotauer Straße", nach Südosten "Prager Straße".
Brüx etwa 1238 – 1310 |
Bezeichnend ist, dass die Stadt in frühesten Zeiten zusammengewachsen ist aus ursprünglich zwei Siedlungen.
Das vermutlich tschechische Dorf "Gnevin" lag wahrscheinlich zu Füßen der Burg südlich des späteren Stadtinneren und hatte eine Pfarrkirche, die dem Heiligen Laurentius geweiht war.
Etwa hundert Meter nördlich davon nennt eine Urkunde des Königs Wenzel von Böhmen 1253 einen Ort "Pruks", am Ort eines Spitals mit der Kapelle des Heiligen Wenzel. Zu vermuten ist, dass der Name Prūx (lang gesprochen) mit dem Wort Bruch, Sumpf, Moor verwandt ist, d.h. diese Siedlung ist in die Niederungen der Biela hineingebaut, sicher dort, wo die Straße über den Fluss führte. Der Name der Siedlung am Fluss erscheint späterals "Wenzelsdorf".
Zwischen diesen beiden alten Siedlungen entstand die neue Stadt Brüx mit Ummauerung und Toren an den Ausfallstraßen. Spätestens seit dem 13.Jahrhundert holten die böhmischen Herzöge und Könige Deutsche ins Land, wohl vornehmlich aus Franken und Hessen, auch aus Thüringen und Sachsen. Am interessantesten werden die Zuwanderer gewesen sein, die dem Land wirtschaftlich am meisten nutzten. Das waren Handwerker und Kaufleute, auch Bauernsöhne, die vor den Toren Landwirtschaft betrieben, aber in der Stadt wohnten.
Brüx war wohl immer bewohnt von deutsch sprechenden und tschechisch sprechenden Böhmen, aber in wechselnden Anteilen. Bis ins neunzehnte Jahrhundert überwog in der Stadt die deutsche Bevölkerung bei weitem, durch den Übergang Böhmens an Habsburg 1526 war Deutsch die Amtssprache. Erst mit der Entwicklung des Bergbaus im 19. Jahrhundert nahmen vor allem tschechische Arbeiter im Bergbau stark zu. Immerhin hatte 1311 der tschechische Bevölkerungsanteil zwei Vertreter im Stadtrat, hundert Jahre später drei.
Die Stadt trug ihren deutschen Namen bis 1945, als "Most" erscheint sie immer nur in tschechischen Übersetzungen. Wenn heute tschechische Hinweise auf die untergegangene Stadt von "Most" reden, dann ist das historisch falsch.
Schon 1283 nennt eine Urkunde den Namen Brüx, hier jetzt im Verständnis von "Stadt an der Brücke". Sie wird wohl im Zuge der lebhaften Stadtentwicklung im Reich seit dem 11. Jahrhundert durch die Brücke über die Bila große Entfaltung erfahren haben. Im Jahre 1273 nennt eine Urkunde des Königs Premysl Ottokar II Brüx eine "Königliche Stadt", d.h. sie zahlt ihre Steuern direkt an die königliche Kasse in Prag.
Die mittelalterliche Geschichte der Stadt ist typisch für die Geschichte Böhmens. Im 13. Jahrhundert gerät Böhmen zeitweise unter die Vorherrschaft des Markrafen von Brandenburg. Im 14. Jahrhundert ist der Luxemburger Karl zugleich König von Böhmen und als Karl IV. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Eine Zeitlang ist Brüx sogar an den Markgrafen von Meißen verpfändet, der Brüx letztendlich aus der Belagerung durch die Hussiten 1421 und vor der Eroberung durch sie rettet. Die Distanz zur Bewegung der Hussiten machte sich deutlich in der heute noch jährlichen Erfüllung eines Gelübdes von 1421, dem "Maria-Schnee-Fest". Als im 19. Jahrhundert die Stadterweiterung am Schlossberg eine Villenstraße entstehen ließ (s. auch www.mesto-most.cz), nannte man sie "Gorenzstraße", im Andenken an Rampholt Gorenz, von dem erzählt wurde, dass ihn die anstürmenden Hussiten auf ein Schutzdach gebunden hatten, um so die Burg stürmen zu können, auf der der Bruder Burghauptmann war. Rampholt Gorenz habe sich erschießen lassen, um Burg und Stadt zu retten. Heute heißt die Straße "Jan Žižka-Straße", nach dem siegreichsten und radikalsten Heerführer der Hussiten (1370-1424).
Christine Erzepky