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Mit der Ausweitung des Braunkohleabbaus drang das soziale Problem und die leidige Nationalitätenfrage in die Geschichte der Stadt.
Im 20. Jahrhunderts vergrößert sich durch Zuzug der Anteil der tschechischen Bevölkerung. Gegenüber einer (geschätzten) Minderheit von ca. 2% im 17. Jahrhundert, von 10 % um 1880, 15 % um 1910 sind es 1937 bereits 35%. Da es sich bei den Zugezogenen meist um Bergarbeiter handelt, wirkt sich ihr hoher Bevölkerungsanteil in der (im Dreiklassenwahlrecht) entstandenen Gemeindevertretung bis 1918 nicht aus.
Die in ganz Böhmen erhitzte Nationalitätenfrage verschiebt den Charakter sozialer Auseinandersetzungen, die in ganz Europa für ein rasch wachsendes Industriegebiet selbstverständlich sind, in Feindschaft zwischen Tschechen und Deutschen.
1918 verändert der Friedensschluß von Versailles und die Gründung einer tschechischen Republik die Verhältnisse in der Stadt. Interessant ist, dass der Brunnen, der heute auf dem Marktplatz der neuen Stadt Most steht, damals einem Masaryk-Denkmal auf dem ersten Platz weichen und auf den II. Platz umziehen musste. 1918 ist Brüx für ein Jahr einem tschechischen Verwaltungskommissar unterstellt, danach setzt sich die Gemeindevertretung nach dem neuen Verhältniswahlrecht zusammen.
Das Sprachengesetz von 1926 verlangt allen Beschäftigten in den staatlichen Verwaltungen, also auch in Bergbau und Industrie, der Post, der Eisenbahn die Beherrschung der tschechischen Amtssprache ab, so dass es eine große Anzahl Entlassungen und Zwangspensionierungen gibt. Die Entlassenen wurden durch Tschechen ersetzt.
Die durch Hitler erzwungene und von vielen Deutschböhmen begrüßte Abtretung Nordböhmens an das Deutsche Reich im Oktober 1938 kehrte die Verhältnisse wieder um, etwa 3000 Tschechen verlassen die Stadt, die Amtssprache wird deutsch, die von Tschechen verlassenen Posten werden oft nicht mit Einheimischen sondern mit "Reichsdeutschen" besetzt.
Am 1.April 1941 steigt die Einwohnerzahl von Brüx auf 41 300 durch die Eingemeindung von Kopitz, Kummerspursch, Paredl, Striemitz, Rudelsdorf und Tschausch.
Die Errichtung des "Hydrierwerkes" bei Maltheuern im Mai 1939, in dem aus der Braunkohle (kriegswichtiges) Benzin gewonnen wird, verquickt das Brüxer Gebiet noch mehr mit den Geschicken des Deutschen Reiches. Kriegsfgefangene und KZ-Häftlinge aus Flossenbürg werden dort zur Arbeit eingesetzt, 1944 erreichen allierte Bombenangriffe auch die Stadt.
Die Verhältnisse nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Mai 1945 bedürfen einer Klärung, die in noch nicht abzusehender Zukunft erfolgen sollte.
Christine Erzepky