Entwicklung der Stadt Brüx

Geschichtlicher Überblick

Die alte Königsstadt

Industriestadt

Braunkohlenabbau

Untergang der Stadt

Stadtkirche

 

 

Braunkohlenabbau

Die Braunkohle prägte nicht nur das Stadtbild und die Wirtschaft der Stadt Brüx, sondern hatte bis in die heutige Zeit gravierende Auswirkungen auf den gesamten Bezirk.

In diesem Zusammenhang muss man sich die ungeheure Dynamik dessen klar machen, was wir "Industrielle Revolution" nennen: Bis zur Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (einsatzbereit etwa ab 1784) waren die Energiespender menschliche und tierische Kraft, Luft, Wasser, Feuer. Erst mit der Komprimierungsmöglichkeit von Wasserdampf konnten große Kräfte entfesselt werden, die alle mechanischen Vorgänge erleichterten und vergrößerten. Zum energischen Heizen brauchte man Kohle. Um die Kraft zu halten brauchte man in Stahl verwandeltes Eisen.

Blick von Schloss Einsebserg in einen Braunkohleschacht

Blick von Schloss Eisenberg in einen Braunkohleschacht

Zur Entwicklung des Bergbaus in Stichpunkten:

1613 erhält Hans Weidlich, Bürger und „Ratsverwandter“ in Brüx, das „Privilegium exclusivum auf 15 Jahre, dass dieser auf den Gründen von Ossegg, Brüx und Hawran Kohle erfunden, durch Einrichtung künstlicher Öfen mit Ersparung des Holzes bei Steinkohlenfeuer Alaun und andere Sudwerke befördert, Schwefel getrieben, Kalk gebrannt, auch die Zimmerei bequemlicher zur Genüge geheizt habe.“

Der Dreißigjährige Krieg brachte mit vielen anderen Katastrophen auch hier Einbrüche, einschließlich des Erzbergbaus.
Weitere Probleme verursachten Wassereinbrüche, sie wurden später durch den Einsatz von Wassertreträdern und Wassergöpeln zu beheben versucht.

Der eigentliche Durchbruch wurde vorangetrieben durch die Erfindung der Dampfmaschine. Sie brachte die Entwicklung der Dampfschiffe und den Bau der Eisenbahnen.
1870 wurde Brüx an das Schienennetz der Bahnstruktur  Komotau – Aussig – Teplitz –Prag –Dresden angeschlossen. Büx erhielt zwei große Bahnhöfe:
1870 Pilsen – Priesen – Brüx
1872 Prag – Dux
1882 erfolgte die Verlängerung über Brüx nach Moldau zur Deutschen Reichsgrenze nach Sachsen.
Damit war Brüx mit dem modernsten Verkehrsmittel Bahn an die großen Metallverarbeitungs- und Maschinenbauzentren Pilsen und Sachsen angeschlossen. Entsprechend schnell entwickelte sich der Kohleversand  bis zum Jahr 1927 bereits auf über 3 Millionen Tonnen.

Entwicklung der Kohlenschächte und Förderanlagen

Einige Förderzahlen für die Brüxer Braunkohle:
1870: 1,6 Millionen Tonnen
1880: 5,48 Millionen Tonnen
1890: 10,61 Millionen Tonnen
1900: 14,67 Millionen Tonnen
1910: 17,17 Millionnen Tonnen
ab 1920 rund 14 Millionen Tonnen jährlich

Wie war es in Brüx zu einer so raschen Vergrößerung der Fördermenge gekommen?
Im Nordwesten der Stadt lag bis etwa 1830 der Kommerner See, eine damals schon stark geschrumpfte Wasserfläche, von der vermutet wird, sie habe im frühen Mittelalter eine um das Vierzigfache größere Fläche bedeckt. Das ist recht glaubhaft, wenn man bedenkt, dass die großen und tief reichenden Braunkohlevorkommen eine üppige Vegetation im Erdmittelalter voraussetzen. Wasseransammlungen sind dann verständlich.
Auf dieser Fläche, die 1833 – 1835 trockengelegt wurde und der Heugewinnung diente, wurden dann Kohlenschächte angelegt.

1853 befand sich an der Seegasse zum Übergang nach Vogelstange und Gorenzstraße die Kohlenzeche „Goldene Drei“, welche unterhalb des Maria-Schneehügels einen Wasserabzugsstollen hatte, der es ermöglichte, in größere Tiefen vorzudringen. Darüber hinaus befand sich eine alte Auffahrung in einem Halbrund am Nord- und Ostabhang des Schlossberges, beginnend beim Schießhaus bis zum Deutschen Gymnasium  an der Saazer Straße.

Die folgenden Jahre waren im weiteren Ausbau stürmisch:

"Zwischen Brüx und dem Fuße des Erzegebirges entstand eine Grube nach der anderen, dazwischen lagen auch Abbaufelder im Tagebau. Das Gebiet von Brüx und Niedergeorgenthal bis Dux wurde zum Zentrum des nordböhmischen Kohlenreviers, Brüx wurde die Stadt der Braunkohle schlechthin." (Oswald, s. u., S. 57)

1920 umfaßte  die Braunkohlenförderung in Brüx 20 Förderanlagen mit einer Kohleproduktion von jährlich 14 Mio Tonnen. Beschäftigt waren 330 Beamte, 300 Aufseher, 6.000 Arbeiter.

Der - wirtschaftlich gesehen - rasante Aufstieg  von Kohleförderung, Energiegewinnung und Kohleumwandlung in der Chemieindustrie führte letztendlich zur Zerstörung unserer Stadt Brüx und umliegender Gemeinden. Die Stadtentwicklung von Brüx hatte zwar bereits im 19. Jahrhundert nach Süden geführt, eine totale Zerstörung der historischen Stadt und Anlage einer Satellitenstadt war bis zum Zweiten Weltkrieg jedoch nicht angedacht.

Quellen und Hinweise für weitere Informationen:
Deutscher Kommunalverlag GmbH Berlin-Friedenau: Die sudetendeutschen Selbstverwaltungskörper, Band 2: Brüx, 1929
Norbert Englisch: Braunkohlenbergbau und Arbeiterbewegung, Veröffentlichung des Collegium Carolinum, Band 41, R. Oldenbourg Verlag München Wien 1982
Friedrich Oswald: Brüx, Geschichte unserer Stadt

Peter Wesselowksy, Ochsenfurt, bis 1946 Brüx
Christine Erzepky, Seligenstadt



Zurück zur Homepage