Gerichtsbezirk Katharinaberg

Stadt Katharinaberg

Geschichte

Erneute Stadterhebung 2008

 

Über die ersten Siedler liegt uns kein urkundlicher Hinweis vor. Der Stadt-Chronist Alois Walter sagte dazu in seiner Festrede zur 400-Jahrfeier  1928: „...Unsere Vorfahren kamen kurz nach dem Jahre 1200 von der  fränkisch-niedersächsischen Staatsgrenze und ein Teil aus Thüringen. Sie waren um 1200 Bergleute, um 1600 Weber, um 1700 Strumpfwirker...“. Der Bergbau wurde, mit zeitweiligen Unterbrechungen, bis 1904 betrieben. Die bergbauliche Bedeutung wird auch dadurch hervorgehoben, dass von 1500 bis 1790 hier ein Bergamt seinen Sitz hatte.
Wegen seiner herausregenden Bedeutung erhob auf Ansuchen des Grundherren Sebastian von der Weitmühl, Kaiser Ferdinand I. mit Urkunde vom 2. Februar 1528 den Ort zur Stadt und verlieh ein Wappen und erteilte eine Reihe von „Begnadtungen". Der jeweilige Grundherr gab den hier ansässigen Menschen zusätzliche Privilegien.

Katharinaberg von Nordwesten
Katharinaberg von Nordwesten

Neben dem Zentrum am Stadtberg, gehörten zur Gemarkung noch die Ortsteile Grund, Pachendörfel, Tempel, Hradschie und Einschicht.

Immer wieder war das Städtchen in den kriegerischen Zeiten der zurückliegenden Jahrhunderte auch Raub, Plünderungen, Drangsalen der verschiedensten Art ausgesetzt. Seine Bewohner wurden zeitweise bettelarm.
Der Grundherr errichtete, wohl zwischen 1480 und 1500, die erste Kirche die hundert Jahre später baufällig war. Die schnell wachsende Bergstadt brauchte ein größeres Gotteshaus, das 1615 als evangelische Kirche gesegnet wurde. Ab 1628 wurde sie katholische Kirche.
Die große Glocke wurde 1616 aus heimischen Erzen am Marktplatz gegossen, Sie läutet noch heute wenn die vertrieben Katharinaberger bei ihren jährlichen Treffen in der Heimatkirche Gottesdienst feiern.

Glocke der Kirche von Katharinaberg

Große Glocke der Pfarrkirche von Katharinaberg

Schon sehr früh, um 1530, hatte sich die Mehrheit der Einwohner zum lutherischen Glauben bekannt. Während der Gegenreformation verließen viele die nicht zum katholischen Glauben zurückkehren wollten, ihre Häuser, Geschäfte, sowie ihren Broterwerb und gingen als mittellose Exulanten über den nahen Grenzbach Schweinitz „ins Meißnerische“. Der wirtschaftliche Verlust dieses Aderlasses war immens. Zeitweise standen wegen Mangel an Arbeitskräften sogar die Bergwerksanlagen still.

Wirtschaftliche Entwicklung:

Es wechselten sich Zeiten reicher Grubenausbeute mit Zeiten mangelhafter Erträge. Der Abbau des Erzes wurde zunehmend schwieriger und kostspieliger. Das investierte Kapital brachte immer weniger Erträge. Die Arbeiter mussten sich schließlich nach anderen Erwerbsquellen umsehen.
Bei den gegebenen klimatischen Verhältnissen gedieh in unserer Erzgebirgsgegend der Leinanbau. So breitete sich im 18. und 19. Jahrhundert die Leineweberei und Wirkerei aus. Im Jahre 1763 wurde eine eigene Strumpfwirkerzunft gegründet. Nach dem Aufkommen der mechanischen Webstühle fielen die Preise für die handgefertigten Produkte ins uferlose. Die Heimhandwerker gerieten abermals in bittere Not.
Und wieder war der Erfindergeist der Erzgebirgler gefragt. Die Berge waren soweit das Auge reichte mit Wald bedeckt. Über Jahrhunderte waren die hier wohnenden Deutschen mit der Holzbearbeitung vertraut. Im Bergbau fand dieser Rohstoff vielfältige Verwendung. Für den Hausgebrauch wurden schon immer Kannen, Teller, Löffel, Rechen, Schaufelstiele, Kästen, Truhen, Schränke, Tische und Stühle gefertigt. Die Kinder spielten mit den Holzabfällen und sahen in ihrer Vorstellungswelt darin Puppen, Kühe, Pferde und Wagen. Angeregt durch diese kindliche Phantasie schnitzte oder drechselte der Vater mit dem Schnitzmesser, auf der Hobelbank oder an der Drechslerlade diese zunächst recht einfachen Gegenstände für seine lieben Kleinen. Immer mehr Dinge des täglichen Lebens der Erwachsenen wurden für die Perspektive der Kinder als Spielzeug hergestellt.
Nach dem Niedergang der Weberei und Wirkerei wurde die Holzspielwarenherstellung die Erwerbsgrundlage für viele Menschen beiderseits der Grenze. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts erreichte sie ihren ersten Höhepunkt.

Spielwarenfachschule
Spielwarenfachschule (ca. 1930)

Das 19. Jahrhundert war auch die Geburtsstunde des Industriezeitalters. Für die verschiedensten Dinge wurden Kisten, Kästchen, Spulen, Ringe und tausend andere Gegenstände aus Holz gebraucht. Die ersten größeren Holzwarenfabriken wurden um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtet und die Maschinen mittels Transmissionen durch Dampfmaschinen angetrieben. Als unsere Gebirgsorte ab 1912 an das elektrische Stromnetz angeschlossen wurden, konnten die Maschinen der zahlreichen Kleingewerbetreibenden viel effektiver betrieben werden. Viele Artikel oder Zulieferteile stellten Frauen und Kindern in Heimarbeit her.

Zur Förderung eines qualifizierten Nachwuchses wurde 1928 die Spielwarenfachschule gebaut. Sie war eine segensreiche Einrichtung für die Ausbildung eines fachkundigen Nachwuchses.
Der schon erwähnte Chronist Alois Walter, selbst ein Spielwarenunternehmer, beschrieb die Situation dieses weit verbreiteten Erwerbszweiges in seiner 1928 gehaltenen Festrede so treffend, dass sie in vielen Teilen auch heute noch Gültigkeit hätte.
Diese achthundertjährige deutsche Geschichte der Bergstadt Katharinaberg fand mit der Austreibung der deutschen Bewohner in den Jahren 1945 und 1946 ihr Ende.
Die einst prägende Spielwarenindustrie ist seit der Vertreibung im heutigen Horá Svate Kateřiny ausgestorben.



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